10 Oktober 2024

Der Juni 2008 beim ColoniaCon

Aus der Reihe »Der Redakteur erinnert sich«

An diesem Samstag, 21. Juni 2008, verbrachte ich viel Zeit damit, mit Leuten zu sprechen. Manchmal ging es um die Arbeit unserer Redaktion, manchmal waren es ein privater Gedankenaustausch. Aber natürlich gehören zu einem solchen Con auch Vorträge und Diskussionsrunden.

Der erste Programmpunkt, an dem ich teilnahm, beschäftige sich mit den »Randwelten« von PERRY RHODAN. Mich hatten die Veranstalter als Moderator eingesetzt, also nahm ich den Platz in der Mitte ein. Im Saal saßen – wie immer bei einem ColoniaCon – mehrere Dutzend Besucher, vielleicht waren es hundert Personen. Bei diesem Con war das Programm nie zentral, viel wichtiger empfanden die meisten Fans den Aufenthalt an der Theke oder an den Verkaufsständen für Fanzines, Clubs und Kleinverlage.

Mit Rainer Castor plauderte ich auf der Bühne über die Fortschritte bei der ATLAN-Buchreihe, in der zu dieser Zeit der »Akonen-Zyklus« angebrochen war. Meiner Ansicht nach steckte der Autor unglaubliche Arbeit in die alten Heftromane, die er soweit bearbeitete, dass eine neue Version für die Buchausgabe entstand. Rainer skizierte die Schwierigkeiten bei seiner Tätigkeit, blieb dabei aber immer zurückhaltend – er wollte die Autoren der alten ATLAN-Heftromane nicht kritisieren.

Um ATLAN ging es auch bei den Fragen an Werner Fuchs. In seinem Verlag Fantasy Productions kamen die neuen ATLAN-Taschenbücher heraus. Hier wollten wir neue Autoren ausprobieren – unter anderem arbeiteten wir mit Rüdiger Schäfer zusammen – und das Perryversum um neue Facetten ergänzen.

Wie immer war die Gesprächsrunde viel zu schnell vorüber. Ich fand sie interessant; wir konnten wesentliche Informationen vermitteln und bekamen direkte Rückmeldungen der Fans zu aktuellen Themen.

Etwas trauriger war der nächste Programmpunkt. Es ging um Ernst Vlcek, der eigentlich einer der Gäste des ColoniaCons sein sollte, im April zuvor aber verstorben war. Susan Schwartz hatte in ihrem Fabylon-Verlag den abschließenden Band der »Sternensaga« herausgebracht, Science Fiction also, die der Autor außerhalb der PERRY RHODAN-Serie publiziert hatte. Susan Schwartz leitete durch den Programmpunkt; wir erinnerten gemeinsam an den beliebten Schriftsteller und die vielen Romane, die er verfasst hatte.

Zwischen all den Terminen hatte ich ein wenig Luft. Ich eilte durch die Gänge, begrüßte Menschen, die ich kannte, und flitzte dann wieder in den Veranstaltungsraum. Nun ging es um die PERRY RHODAN-Serie. Als Moderator hatten die Organisatoren Rüdiger Schäfer verpflichtet. Mit ihm saßen Rainer Castor, Uwe Anton und Wim Vandemaan sowie ich auf dem Podium.

In der PERRY RHODAN-Serie befanden wir uns zu dieser Zeit in der ersten Hälfte des »Negasphäre«-Zyklus, der ziemlich gut ankam. Die Zustimmung in der Leserschaft war groß, und der Vertrieb freute sich, dass die Auflage nach oben gegangen war. Der verzweifelte Kampf der Menschheit und ihrer Verbündeten gegen die Terminale Kolonne TRAITOR mit ihrer Übermacht kam offensichtlich gut an.

Trotzdem mangelte es nicht an kritischen Fragen und Anregungen. Die bei solchen Cons übliche Frage, wo denn das Dimesextra-Triebwerk bliebe, wurde mit Gelächter bedacht. Ernsthafte Diskussionspunkte betrafen die Figuren – was machte eigentlich die Superintelligenz ES? – oder die politische Lage in der Milchstraße, die wir in der Romanhandlung gelegentlich ignorierten. Am Ende des Frage-und-Antwort-Spiels war ich verschwitzt und nutzte die Chance, ins Freie zu kommen.

Ich setzte mich im Restaurant der nahegelegenen Therme mit Wim Vandemaan zusammen. Der Autor hatte die Grundlagen für den Taschenbuch-Zyklus »Das rote Imperium« entwickelt, der in diesem Herbst 2008 im Heyne-Verlag erscheinen sollte. Er hatte mich mit seinen Ideen überzeugt, und die Geschichte des parallelen Universums fand ich originell. Wir sprachen über den Stand der Produktion: Wo waren wir mit den Manuskripten, und was benötigten die Kollegen bei Heyne als nächstes von uns?

Wim war in Gedanken bereits beim kommenden Jahr. Ob wir für 2009 bereits Ideen entwickeln sollten? Ich sagte ihm die Wahrheit: Noch war nicht klar, ob es sechs oder drei Bände geben würde; so viel Zeit mussten wir den Kollegen bei Heyne auf jeden Fall geben. Der Autor hatte allerdings Ideen, und die würde er gern ein bisschen weiterspinnen.

Direkt nach diesem Gespräch traf ich mich mit Kai Hirdt. Die Diskussionsrunde zu den PERRY-Comics hatte ich versäumt, aber ich wollte von ihm wissen, wie es mit der Alligator-Farm und ihren Comics weiterging. Er schilderte mir die wirtschaftliche Situation des kleinen Verlags, wies aber vor allem auf das kreative Potential der Autoren und Künstler hin – darauf wollten wir aufbauen.

Ohne dass ich es bemerkt hatte, war während all dieser Gespräche der Con zu Ende gegangen. Hinter dem Jugendpark hatten die Veranstalter bereits die Grillstelle eröffnet. Ein Feuer brannte, an einigen Stellen hatte sich schon die Glut gebildet. Überall saßen Menschen, tranken Bier, aßen Würste und Steaks und unterhielten sich sehr angeregt.

Ich plauderte abschließend ein wenig mit Thomas Kass und Achim Mehnert, die für mich von Anfang an die Macher des ColoniaCons gewesen waren. Und dann war es 22 Uhr – ich fand, dass es an der Zeit war, den Heimweg anzutreten. Immerhin hatte ich nun noch rund drei Stunden Fahrt über die Autobahn vor mir …

(Dieser Text erschien im Juni auf der Internet-Seite der PERRY RHODAN-Serie; hier endlich auch reinkopiert.)

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